Saturn der strenge Zuchtmeister – The Dark Knight of the Soul

ein Ritter in schwarzer Rüstung mit einem Schild, im Hintergrund ist der Planet Saturn zu sehen
Saturn in einer mittelalterlichen Darstellung  als alter Mann der ein Baby im Arm hält und liebkost
Dieses Bildnis von Saturn von Johannes Ladenspelder aus dem Jahre 1547 präsentiert uns alles andere als einen miesepretigen, übelgelaunten Gesellen.

Die Saturnsymbolik in der modernen Astrologie


In der modernen Astrologie hat sich die Bedeutung des Saturn im Vergleich zu der Art und Weise, wie Saturn mehrere tausend Jahre lang betrachtet wurde, dramatisch verändert. Heutzutage werden nur bestimmte Aspekte der Saturnsymbolik betont, die dem „Hüter der Schwelle“ nicht gerecht werden. Infolgedessen haben wir den Kontakt zu einigen seiner vielfältigeren tiefgründigen Bedeutungen und Symboliken verloren.

Für die antiken Astrologen galten ebenso die Bedeutungen von Saturn, die die modernen Astrologen ihm zuordnen. Jedoch hat man ihm einige seiner antiken „Gaben“ entzogen.


Die Bedeutung der Astrologie in der Antike

Die alten Mystiker und Hellenistischen Astrologen betrachteten die Astrologie als ein göttliches Geschenk. Das Abbild der Planeten in einem Horoskop ist sozusagen eine Blaupause, durch die die Götter, die archetypischen Funktionen, mit uns in Kontakt treten. Im weitesten Sinne machen sie sich uns zum Geschenk, um dem Leben mit tieferer Seelenfülle zu begegnen. Sie lassen uns teilhaben an ihren Geheimnissen, um die Magie des Lebens erfahren zu können.

Das Geschenk liegt in einer tiefen Selbstannahme und Wertschätzung unserer Person, Menschen und Ereignissen, die uns begegnen, aber auch in einer Ehrfurcht vor dem Leben und der Art und Weise, wie sich unser Leben entfaltet.

Zum besseren Verständnis nachfolgend eine kleine Auswahl saturnischer Attribute:

Die Ungnade einer neuen Zeit

Die moderne Symbolik Saturns hat etwas verloren, das es gilt wiederzufinden. Gleichwohl sind die modernen Attribute nicht fasch oder aus der Luft gegriffen. Sie geben aber nur einen Teil des Bildes dieses machtvollen Archetypus wieder. Das Bild, das wir heute von Saturn zeichnen, lässt die Mystik und die Geheimnisse vermissen, die Saturn einst zugeschrieben wurden. Welche Ironie! Man könnte fasst meinen, Neptun habe seine Finger im Spiel. Und genauso ist es.

Als die äußeren Planeten entdeckt wurden, neigten Astrologen dazu, diese zu verherrlichen. Es eröffnete sich eine Welt jenseits von Saturn, von der man bisher nur annehmen konnte, dass sie existiert. Das Universum schien plötzlich größer, umfassender geworden zu sein. So schloss man daraus, dass auch ein neues Zeitalter für die Menschheit anstehen müsste. Die Überwindung, die Transzendenz der schnöden, materiellen, sprich saturnischen Welt.  Das sehnsuchtsvolle Streben Saturns nach der Überwindung seiner Grenzen hatte sich erfüllt.

Saturn mutierte plötzlich zum verbissenen Türsteher, der den alten Weg propagierte und den neuen zu versperren suchte. Saturn, der profane Wächter einer profanen Welt. Ein „neues Bewusstsein“ stand an der Schwelle und klopfte an.  Alles Heilige, Göttliche, Spirituelle Saturns wurde transferiert in die neuen Verheißer einer glorreichen Zukunft

Die höheren Oktaven der Spiritualität?


Ein früher Vertreter der modernen Astrologie namens Raymond Harrison äußerte sich wie folgt: „Uranus und Neptun und wahrscheinlich Pluto bezeichnen die höher kultivierten Typen der Menschheit.“ Sowohl Uranus als auch Neptun seien die spirituelle Entsprechung oder höherschwingenden Gegenstücke von Merkur und Venus; sie seien wahrscheinlich in Berührung mit Elementen des Denkens und Fühlens, die für die profaneren Typen von Venus und Merkur völlig unvorstellbar seien.

Demzufolge entstand die Vorstellung, dass die äußeren Planeten, die Trans-Saturnier, so etwas wie spirituellere, höhere Oktaven der traditionellen sieben Planeten seien. Nur nebenbei bemerkt, nur diejenigen, die schon diese transpersonellen Energien erfühlen konnten, waren auserkoren, Träger dieses neuen Bewusstseins zu sein. Wenn hier mal kein Trickster am Werk ist.

Saturn wurde folglich degradiert. Er war in Ungnade gefallen. Er war nicht mehr der Hüter der Schwelle zwischen zwei Welten. Nun war er nur noch der Platzhalter der symbolisch zwischen den bloß weltlichen, traditionellen sieben Planeten und den höher entwickelten äußeren Planeten unterscheiden sollte.


Vor der Entdeckung von Neptun wurden viele der symbolischen Merkmale, die heutzutage Neptun zugeschrieben werden, auch dem Saturn zugeordnet. So wurde Saturn traditionell mit dem Handel am Wasser, mit den Ozeanen und den Grenzen zwischen Land und Meer in Verbindung gebracht.

Als kosmisches Symbol saß er an der Grenze zwischen den beiden Welten, dem Reich der Götter, dem Numinosen, und der diesseitigen Welt als Wächter. Er ist der Hüter der Schwelle, die nicht einfach so übertreten werden kann. Es erfordert jedoch Arbeit, Mühe und Opfer in Form von Entsagung oder Loslassen und Reife, um diese Schwelle übertreten zu können. In der indischen Astrologie wurde Saturn auch mit Ausgestoßenen assoziiert. Das altgriechische Wort Melis, das die Wurzel von Melancholie ist, bedeutete demzufolge dunkel oder schwarz beziehungsweise eine Person mit dunkler oder schwarzer Gesinnung.


Und das ist wohl, was wir zu lernen haben: unsere menschliche Existenz in all ihren Erscheinungsformen sowohl auf geistiger, psychischer, spiritueller als auch auf materieller Ebene vollumfänglich anzuerkennen. Dann erweisen wir uns als „würdig“, diese Schwelle, die Saturn behütet, zu überschreiten.

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FAQ’s zu Hellenistischer Astrologie

Note: Selbstverständlich sind meine Ausführungen nicht allein auf meinem eigenen Mist gewachsen. Ich mochte hier explizit Adam Elenbaas erwähnen, der mich zu dieser Reihe inspiriert hat. Auf seiner Webseite Nightlight Astrology lassen sich eine Vielzahl astrologischer Beiträge finden. Und wer lieber schaut und hört als liest, findet auf YouTube seinen Astrologie-Kanal.  

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