Das Sternzeichen Steinbock – DIe Rückkehr des Lichts
Wenn die Zeit des Steinbocks im Jahr gekommen ist, wissen wir: das Licht kehrt zurück! Wenn die Sonne in den Steinbock eintritt, stellt das den Markierungs- oder Wendepunkt der Sonne dar. Am 21. Dezember feiern wir überall in der nördlichen Hemisphäre diese Wintersonnenwende. Es ist die Verheißung des Lichts, die sich auch im Weihnachtsfest und dem Jahresswechsel ausdrückt. Die längsten Nächte nähern sich ihrem Ende zu und die Sonne erobert sich Stück für Stück den Tag zurück. Zahlreiche Rituale führen weit in die Vergangenheit zurück.
Das Tor der Götter
Im Übrigen bezeichneten die antiken Astrologen das Haus des Steinbocks als das „Tor der Götter“. Es war ein himmlisches Portal, das mit der Trennung der Seele vom Körper nach ihrem Tod und der Rückkehr in die göttlichen Reiche jenseits der Erde in Verbindung gebracht wurde.
Es ist nicht abzustreiten, dass Saturn auch anhaltendes Grauen, Existenzangst und Gefühle des Gefangenseins für die antiken Astrologen bedeutete. Nicht umsonst gilt Saturn neben Mars als Übeltäter. Insbesondere, wenn der Geborene in der Nacht das Licht der Welt erblickte.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen und Licht ins Dunkel der Bedeutung des Sternzeichens Steinbock tragen. Es gibt viele Vorurteile gegenüber dem Zeichen Steinbock, die Steinböcke nur zu gut kennen und denen sie schon zum Opfer gefallen sind.
Zur astrologischen Capra-Familie gehören nicht nur diejenigen, die das Zeichen Steinbock als „ihr“ Zeichen bezeichnen, weil sie dort die Sonne zum Zeitpunkt ihrer Geburt finden. Wenn das aufsteigende Zeichen, also der Aszendent, in den Steinbock fällt oder Saturn „zuhause“ geblieben ist im Steinbock, aber auch, wenn andere Planeten im „Tempel des Saturn“ zu Besuch kommen, dürfen sie sich stolz zu dieser Familie zugehörig fühlen.
Auch herausragende und/oder herausfordernde Aspekte wie die Opposition, erfüllen die Bedingungen zur Familienzugehörigkeit des Steinbocks.
Die antike Meeresziege
Es waren die Römer, die dem Steinbock seinen Namen gaben. Zuvor nannte man dieses Sternzeichen die „Meeresziege“, ein mythologisches Mischwesen aus Fischschwanz und dem Vorderkörper einer Ziege, auch Ziegenfisch genannt. Der vorolympische Gott Pan soll ebenfalls als Ziegenfisch dargestellt worden sein. Auf antiken Sternkarten ist der Steinbock stets als Ziegenfisch dargestellt. Im Übrigen wurde der Gott Pan später im Christentum als die Personifikation Satans verleumdet. Deshalb hat der Teufel Hörner. Die Tarotkarte “Der Teufel“ ist wohl die bekannteste Darstellung.
Die Symbolik des Zeichens Capricornus steht für Ehrgeiz, Ausdauer und die Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden – ähnlich wie eine Ziege, die unermüdlich Berge erklimmt, und ein Fisch, der mühelos durch das Wasser gleitet. Diese duale Natur repräsentiert die Balance zwischen Erdverbundenheit und Anpassungsfähigkeit.
Es gibt eine ziemlich traurige Geschichte über die Meeresziege zu erzählen, die ich mir für einen gesonderten Beitrag aufhebe.
Zuerst einmal ein paar astrologische Eckdaten, die dem Steinbock zugeordnet werden und dem tieferen Verständnis dieses erdhaften Zeichens dienen sollen:
Astrologische Attribute des Steinbocks:
- Weiblich (yin), dem Element Erde zugeordnet, kardinal bzw. tropisch, Temperament: trocken
- Der „Tempel“ des Saturn – Saturn ist Domizilherrscher – Mars ist erhöht; Saturn steht in der Waage erhöht, „Freude“ findet Saturn im 12. Haus
- Das „Tor der Götter“
- Wintersonnenwende in der nördlichen Hemisphäre – Jahreszeit Winter
- Rückkehr des Lichts aus der Dunkelheit. Die Sonne bahnt sich langsam ihren Weg nach „oben“. (wie die Steinböcke allmählich aber sicher einen Berg erklimmen)
- Selbstverleugnung zugunsten eines Zieles
- Versorger*in, Berater‘in, Lehrmeister*in
Der Herrscher im Reich des Steinbocks
Um das Tierkreiszeichen Steinbock verstehen zu können, muss man dessen Domizilherrscher Saturn begreifen. Viele Missverständnisse, die den Steinbock umgeben, haben mit einem eindimensionalen Verständnis von Saturn zu tun.
Im astrologischen Pantheon, dem sogenannten Zodiac, herrscht Saturn über zwei Räume. Er ist sowohl der Herr im Hause des Steinbocks als auch im Wassermann. In der Antike bzw. hellenistischen Astrologie wurden oder werden die Wohnstätten, also was wir heutzutage Sternzeichen nennen, als die „Tempel der Götter“ bezeichnet. Unser mächtiger Freund Saturn ist also hier zu Hause und wie es sich für einen Herrscher gehört, hat er hier natürlich das Sagen.
Häufig wird Saturn als langsam und konservativ, als Hüter der Zeit, beschrieben. Er ist der Aufseher, der restriktiv, kalt, hart oder schroff ist. Saturn wird in der Regel als Traditionalist beschrieben, der sich resistent gegen Veränderungen zeigt, steht aber auch als Symbol für harte Arbeit, Reife, Disziplin und Struktur.
Isabel Hickey’s Beschreibung über Saturn in ihrem Buch “Astrology: a Cosmic Science” fällt entsprechend aus:
„Saturn wird der Herr des Karmas genannt, und zwar insofern, als er den Bereich und die Eigenschaften aufzeigt, die wir ändern und erlösen müssen. Die Hindus sprechen von Dharma als der Pflicht und Verantwortung im Leben.“
Saturn zeigt im Geburtshoroskop in welchem Lebensbereich (Haus) unsere Verantwortlichkeiten liegen und was unsere Lebenslektionen sind. Auch der Begründer der modernen Astrologie, Alan Leo, schrieb einmal:
“Saturn schränkt ein, kristallisiert und bindet alles, was in seinem Einflussbereich steht, formt und verfestigt es“
Saturn steht im wahrsten Sinne an der Schwelle zwischen seinen beiden Tempeln Steinbock und Wassermann. Im Zeichen Steinbock ist sein Blick rückwärtsgewandt, wohingegen sein Blick im Zeichen Wassermann auf die Zukunft gerichtet ist. Der Doppelköpfige Gott Janus wird deshalb oft mit Saturn in Verbindung gebracht
Wo Saturn im Horoskop steht ist der Ort, woran gearbeitet werden muss. Dort sind die Grenzen oder der Ort, an dem der Horoskopeigner stur, unbeweglich oder konservativ agieren kann. Auch die Energie des Aufsehers finden wir in den Bereichen, sowohl in den Sternzeichen als auch den Häusern, in denen Saturn sich aufhält.
Der Mystiker in der Antike
Werfen wir einen Blick auf einige der historischen, mystischen Bedeutungen von Saturn in der Antiken Welt, zeichnet sich ein weit tieferes, umfassenderes Bild ab. Diese oft übersehene Komplexität wird das Zeichen Steinbock wünschenswerter Weise von einigen dieser engen Stereotypen befreien.
In der antiken Astrologie wurde Saturn am häufigsten mit Melancholie in Verbindung gebracht. Wir denken sofort an Depressionen und tiefe Traurigkeit. Jedoch ist das zu kurz gegriffen. Sie ist ein unglaublich vielfältiges Phänomen, das sich im Leben von kreativen Genies, Künstlern, Mystikern und großen Denkern und Kontemplativen häufig zeigt. Auch in der Antike wurde Melancholie, wenn sie sich zur Depression ausweitete, als eine Krankheit diagnostiziert und von den ersten Ärzten behandelt. Die Grenzen sind hier sicher fließend.
Auch in der Antike wurde Melancholie, wenn sie sich zur Depression ausweitete, als eine Krankheit diagnostiziert und von den ersten Ärzten behandelt. Die Grenzen sind hier sicher fließend.
Hinweis:: Um die Vielschichtigkeit des Steinbocks nachvollziehen zu können, empfehle ich, meinen Beitrag zu Saturn, dem Herrscher im Hause Steinbbock, zu lesen. Auch, wenn die Informationen sich teilweise überschneiden, gibt es zahlreiche Informationen zu Saturn, die sicher unerwartet und überraschend sind.
Gängige Stereotypische Vorurteile und Missverständnisse Gegenüber dem Steinbock
Der herzlose und rücksichtslose Ehrgeizling?
Wahrscheinlich, ihr wundervollen Steinböcke, musstet ihr euch schon zur Genüge anhören, wie herzlos und hartherzig oder gar emotionslos und kalt ihr wäret. Die Sturheit, die die zoologische Gattung der Capra an den Tag legt, ist auch für den Steinbock sprichwörtlich. Vor allem weibliche Vertreterinnen des Zeichens Steinbock müssen sich nicht selten tierische, wenig schmeichelhafte Vergleiche mit der Ziegenfamilie gefallen lassen.
Auch übersteigerter Ehrgeiz und Rücksichtslosigkeit werden gern mit dem Zeichen Steinbock assoziiert. Nicht zuallerletzt wird das Zeichen Steinbock mit patriarchalischen und hierarchischen Strukturen sowie Traditionalismus und Konservatismus verbunden. Meistens ist es eine Kombination aus all diesen „Auszeichnungen“, die den Steinböcken vor die Füße geworfen werden.
Ich möchte nicht behaupten, dass diese Aussagen unzutreffend sind. Aber es gibt so viel mehr, was das Zeichen Steinbock auszeichnet.
Der knallarte Workaholic?
Saturn ist an und für sich nicht unbedingt der rücksichtslose, hart arbeitende, ausdauernde, ehrgeizige, wettbewerbsorientierte, herzlose Typ. Diese Eigenschaften erhalten wir oft durch die Exaltation, die Erhöhung von Mars im Steinbock.
Fairerweise muss man zugestehen, dass all diese Qualitäten sicherlich ein Teil des Steinbock-Bildes, der himmlischen archetypischen Realität des Steinbocks, sind. Doch gibt es noch viel mehr zu entdecken, das sicher überraschend ist.
Steinböcke sind für ihre Hartnäckigkeit, Ausdauer, aber auch Verbissenheit bekannt. Wenn sie sich ein Ziel gesetzt haben, wird alles diesem Ziel untergeordnet, koste es was es wolle. Sie streben nach vorn bzw. nach „oben“. Und sehr oft sind sie damit erfolgreich. Doch das hat seinen Preis. Saturn im Zeichen des Steinbocks kann Emotionen beiseiteschieben, ebenso wie die Bedürfnisse des Körpers oder die anderer Menschen. Dann erfahren wir sie als kalt, distanziert und rücksichtslos.
Im Steinbock geht es um einen Saturn, der in gewisser Weise die Eigenschaften des Mars verstärkt. Wir erinnern uns daran, dass sich Mars im Steinbock besonders wohl fühlt. In Kombination wird hier die Art von rücksichtsloser, beharrlicher Zielorientierung aufgezeigt.
Der unerbittliche Zuchtmeister?
Saturn war nicht nur der Planet der Ordnung, der Struktur und der Begrenzung: und siehe da, wir sind bei den Stereotypen des Steinbocks.
Er galt als Planet der Horizonte und Grenzen. Obwohl mit bloßem Auge noch sichtbar, erschien Saturn den Betrachtern des nächtlichen Himmels als dunkler Himmelskörper. Als der am weitesten entfernte Planet wurde Saturn als die Grenze zur Sphäre der Götter und des numinosen Jenseits betrachtet. Von der Existenz der äußeren Planeten hatten die antiken Astrologen keine Kenntnis. Sie waren mit bloßem Auge nicht sichtbar. Das Teleskop wurde erst viele Jahrhunderte später erfunden.
Saturn repräsentierte aber auch die Sehnsucht der menschlichen Vorstellungskraft nach mehr als dem Alltäglichen sowie das Gefühl durch das irdisch Sterbliche und Begrenzte verflucht, eingeschränkt, zurückgehalten oder gar unterdrückt zu sein. Tatsächlich repräsentierte er beides.
Saturn steht also gleichermaßen für das, was draußen bleiben muss und das, was hinein darf. Auch der Steinbock zeigt eine ausgeprägte Tendenz zur „Exklusivität“. Nicht immer zu seinem Besten.
Der Geizhals, der den Hals nicht voll genug bekommt?
Existenzsangst kann das antreibende Prinzip eines Steinbocks sein. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass das Zeichen Steinbock dem Winter und der Abwesenheit des Lichts zugeordnet ist, wird verständlich, woher diese Angst ihre Nahrung bezieht. Nämlich aus dem Nichtvorhandensein genügender Ressourcen und Reserven in Zeiten, in denen die Natur sich zur Ruhe legt.
Für uns, die das ganze Jahr über gut mit Nahrungsmitteln, Wärme und einem Dach über dem Kopf versorgt sind, scheint es schwer vorstellbar, das alles nicht zur Verfügung zu haben. Aber das war nicht immer so und es ist vor allem noch nicht sehr lange der Fall. Und Vielerorts ist es auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Denken wir an die Nachkriegsjahre, in denen sehr kalte Winter tausenden von Menschen das Leben kostete, weil sie verhungerten. Die Generation, die das erleben musste, hat trotz ausreichender Ressourcen der nachfolgenden Jahrzehnte eine Art Hortungsmentalität entwickelt, um das nie wieder erleben zu müssen. Viele von uns hatten sicher Großmütter und Mütter, die Vorräte gehortet haben – nur für den Notfall.
Der Steinbock erntet, was er säht – sprichwörtlich
Gehen wir weiter zurück und blicken auf die Landwirtschaft, dann war es unbedingt notwendig für eine gutes Auskommen, eine gute Ernte zu sorgen, um über die Wintermonate zu kommen. Das erforderte harte und disziplinierte Arbeit. Man war von äußeren unberechenbaren Umständen umgeben. Viele Ernten wurden durch das sich verändernde Klima vernichtet. Denken wir an die „kleine Eiszeit“ vom Ende des 16. bis in das letzte Drittel des 17. Jahrhunderts.
Ich möchte gar nicht bestreiten, dass es natürlich auch die Pfennigfuchser und hortenden Vertreter des Steinbocks gibt. Dem liegt eine tiefe existentielle Angst zugrunde. Man ist besser vorbereitet auf schlechte Zeiten. Man weiß nie, wann sie eintreten. Das könnte das Mantra eines von Angst besessenen Steinbocks sein. Nun, so verkehrt ist diese Ansicht nicht. Im Allgemeinen nehmen wir vieles als selbstverständlich an, weil wir es nicht anders kennen.
Melancholica – Die Muse des Steinbocks
Wenn davon gesprochen wird, dass Steinböcke herzlos seien, sind sie vielmehr in einem melancholischen inneren Seinszustand. Melancholisch bedeutet nicht, dass eine Person ohne Emotionen ist. Es bedeutet, dass ihre Emotionen schwer, manchmal leise, grüblerisch und dunkler sind. Sie sind zutiefst existentiell.
Der saturnische, steinbockhafte emotionale Ausdruck kann wie abgeschnitten oder aufgrund der Tiefe und Schwere selbstbetäubend wirken. Manchmal wirkt der steinbockhafte emotionale Ausdruck allzu bemüht, wenn er versucht, Emotionen auf eine freie, leichte, warme, kuschelige Art auszudrücken. Das heißt nicht, dass er das nicht kann.
Grundsätzlich ist aber zu unterstreichen, dass der Steinbock nicht frei von Emotionen ist. Sie sind eher melancholisch und dunkel. Wobei mit dunkel keineswegs „böse“ assoziiert werden sollte. Gemeint ist ein akutes Bewusstsein für die Spannung zwischen den Bretterbuden und der romantischen Vorstellung des Lebens, die mit Verdruss einhergeht. Oft müssen sich Steinböcke den Vorwurf gefallen lassen, sie seien langweilig, weil sie den überschäumenden, alles umarmenden, spielerischen und herzlichen emotionalen Ausdruck vermissen lassen. Die Wahrheit könnte nicht weiter entfernt sein.
Die Dichotomie zwischen Himmel und Erde
Die schönsten Kunstwerke, die beeindruckendsten Erfindungen oder großartigen sozialen und kulturellen Errungenschaften entstehen nicht aus einem frei fließenden Zustand positiver oder leichter Gefühle. Sie entstehen aus der akuten Art und Weise, in der wir uns der Dichotomie zwischen Erde und Himmel stellen und damit umgehen. Und wenn alles erdhafte akut gefühlt wurde, ist es der Himmel auch. Der Himmel ist in der Sehnsucht selbst enthalten.
Saturnischer Tiefgang im Zeichen Steinbock
Als diejenige, die diese Zeilen schreibt, zeigt sich in meinem Geburtsdiagramm ein sehr prominenter Saturn in seinem Domizil, sprich im Steinbock. Der Mond leistet Saturn Gesellschaft. Für den Mond gehört der Besuch im „Tempel des Saturn“ nicht zu seinen Lieblingsorten. Wie jeder gute Gastgeber versucht Saturn sein bestes, um die Bedürfnisse seines Gastes zu befriedigen. Das mag für die Mondenergie nicht immer ausreichend sein, aber unser mächtiger Freund garantiert Sicherheit. Die hat ihren Preis.
Ich kenne also viele dieser Vorurteile. Und nur die wenigstens haben eine Vermutung, was wirklich in mir vorgeht. Denn manchmal fühle ich mich, in der irdischen, saturnischen Realität so gefangen, dass die Sehnsucht, mich davonzuschleichen so überwältigend ist, dass ich mich in der Depression, dem Zustand der absoluten Entmutigung und Hoffnungslosigkeit, wiederfinde. Am liebsten ginge ich in ihr auf, um diesen behäbigen, schweren Grenzen entkommen zu können.
Aber keine Angst, bisher ist es noch immer gut gegangen und ich bin jedes Mal wie „neugeboren“ aus dieser dunkelsten Dunkelheit wieder aufgetaucht. Ich bin dann zutiefst von dem Wunsch beseelt, mich von den Beschränkungen oder Zwängen des Irdischen herausbewegen und hinter die Grenzen des irdischen Daseins als auch über mich selbst hinauszublicken. Letztlich finde ich mich dann in den Beschränkungen, Verantwortlichkeiten und Ansprüche, die ich mir selbst auferlegt habe wieder. Doch scheinbar ist die Mauer jedes Mal um ein kleines Stück gewichen. Erinnern wir uns: das Zeichen Steinbock repräsentiert die Wiederkehr des Lichts., das sich aus der tiefsten Dunkelheit erneut erhebt.
Die unstillbare Sehnsucht eines wilden Existentialismus
Von diesem wilden, tief empfundenen Existenzialismus gepaart mit einer unstillbaren Sehnsucht haben die wenigsten nicht mal eine Ahnung. Auch, wenn man es nicht erwartet, diese melancholischen Phasen können zutiefst inspirierend und kreativ sein.
Saturn hat schon immer jenen Erfahrungsbereich umfasst, der nur in dem Maße zugänglich ist, in dem die Begrenzung gleichzeitig mit allen Sinnen gefühlt wird. Das ist alles andere als kalt und herzlos.
Oft wird einfach nicht zur Kenntnis genommen, dass Steinböcke zutiefst kreativ sind. Sei hier J.R.R. Tolkien, der Schöpfer von Mittelerde erwähnt, der Erschaffer einer ganzen, einer fantastischen Welt. Eine Welt, die vom tiefen Existentialismus ihrer Protagonisten geprrägt ist. Oder denken wir an David Bowie, der in vielen seiner Werke diese existenzielle, melancholische, dunkle, romantische, fantasievolle Seite zum Ausdruck brachte.
Der Steinbock als einsamer Wolf im schwarzen Schafspelz
Vielen Steinböcken ist die Erfahrung der Zurückweisung, der Nichtzugehörigkeit oder die Rolle des Außenseiters allzu bekannt. Auch die Rolle des Sündenbocks oder die des schwarzen Schafes dürfen auf der Bühne gesellschaftlicher, familiäre oder partnerschaftlicher Beziehungen gern mal eingenommen werden. Mit vielen Fingern wurde schon auf uns gezeigt. Wenn wir sie alle zusammenrechnen, sind wir doch recht prominent, meine lieben Capra-Freunde.
Auch, wenn es ein schwacher Trost ist, die Rollen des Sündenbocks und/oder des schwarzen Schafes erfüllen eine enorm wichtige soziale Funktion. Im zwischenmenschlichen Zusammenspiel sind sie es, die den Fingerzeig geben. Sie wissen meistens, was wirklich vor sich geht und spiegeln diese Wahrheiten dem Gegenüber wider. Manchmal geschieht Erkenntnis auf der Gegenseite, manchmal eben nicht. Und so ist eben auch Saturn ein Hinweisgeber für das, was hinter seinen Grenzen liegt.
So schmerzhaft diese Erfahrungen sein mögen, beherbergen sie ein enormes kreatives Potential in sich. Was, wenn es die „Ketzer“ Galileo Galilei oder Isaac Newton nicht gegeben hätte? Zwei von vielen mutigen Menschen, die es wagten das Weltbild ihrer jeweiligen Epoche zu „entgrenzen“, auch wenn sie persönlich einen hohen Preis dafür zahlen mussten. Es gibt unzählige Beispiele wie Außenseiter, Andersdenkende und Nonkonformisten die Welt sprichwörtlich auf den Kopf gestellt haben. Und es mag überraschen, dass Nonkonformisten und Außenseiter Mitglieder der Capra-Familie sind. Saturn repräsentiert eben beides: Struktur und Grenzen als auch das Niederreißen derselben. Chronos, also Saturn, repräsentiert die Zeit, die vergänglich ist. So mögen die „Ketzer“ die Schurken in ihrer Welt gewesen sein. In unserer sind sie Helden, Idole und Vorbilder.
Fazit
Allzu oft wird das Steinbock-Prinzip durch die Linse des praktischen irdischen Leistungsdogmas betrachtet. Wir sollten nie vergessen, dass Steinböcke auch zutiefst phantasievoll, zutiefst existentiell sind. Sie zeigen das nicht unbedingt so offen wie etwa ihr Gegenstück, der Krebs. Aber es ist nichtsdestotrotz vorhanden. In ihnen brodelt ein existentielles Feuerwerk, das zutiefst romantisch, zutiefst gefühlt wird und zutiefst kreativ und emotional ist, aber manchmal eben auf eine erdigere, raue Art.
Wer jetzt immer noch nicht dieses wunderbare, tiefgründige Sternzeichen Steinbock verstanden hat, braucht vielleicht eine saturnische Lehrstunde.
Und wenn der Steinbock seine Großartigkeit mal wieder unter den Scheffel stellt, sich ausgegrenzt und langweilig findet, dann sei buchstäblich der Blick in den Himmel gewagt. Nur ein Blick auf den Herrscher des Steinbocks im schönsten Licht der Sonne, offenbart eine tiefe Schönheit, der man sich kaum entziehen kann. Auch, wenn die Waage-Venus eher geistiger Natur ist, scheint sie Saturn mit bezaubernder Schönheit beschenkt zu haben.
Seien wir jenen dankbar, die auf ihrer melancholischen Reise zu den Sternen die Werkzeuge gefunden haben, um die Welt größer und schöner zu machen. Ohne das Teleskop wäre uns die Schönheit Saturns für immer verborgen geblieben. Als Mitglied der astrologischen Capra-Familie sei mir dieser romantische Blick auf Saturn erlaubt.
Credit: Selbstverständlich sind meine Ausführungen nicht nur auf meinem eigenen Mist gewachsen. Ich möchte hier explizit Adam Elenbaas erwähnen, der mich zu dieser Reihe inspiriert hat. Auf seiner Webseite Nightlight Astrology lassen sich eine Vielzahl astrologischer Beiträge finden. Und wer lieber schaut und hört als liest, findet auf YouTube seinen Astrologie-Kanal.
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