Archetypen – Akteure unserer Seele?
Vielerorts begegnet uns heutzutage der Terminus der Archetypen, der bisweilen ziemlich viel Verwirrung stiftet. Wer sind eigentlich diese „Typen“, die uns allerorten begegnen sollen? So tauchen sie auf in unseren Träumen, Imaginationen oder gar als „Akteure“ bzw. Manifestationen unserer Seele in der äußeren Welt.
Einfluss sollen wir nicht auf sie haben, sie aber sehr wohl auf uns. Sie sollen also die Kräfte, die Typen sein, unabhängig vom Geschlecht, die uns umtreiben und irgendwie ein Eigenleben im kollektiven Unbewussten führen. Ssie zeigen sich uns auf sehr subile Art, und wenn sie Besittz von uns ergreifen, sollten wi auf der Hut sein. Wie wir sie nähren bzw. be- oder verurteilen, entscheidet über die Rolle, die sie in unserem Leben spielen. Für den westlichen, „rationalen“ Verstand ist das schwer zu verdauende Kost. Schließlich haben wir einen freien Willen und entscheiden selbst. Oder doch nicht?
Die archetypische Heldenreise
Die Diskussion um den freien Willen dauert nunmehr Jahrtausende an und wie es aussieht, gibt es zwar unendlich viele Meinungen, doch eine nach- und stichhaltige Antwort scheint weiterhin auf sich warten zu lassen. Möglicherweise ist es keine Frage von „entweder oder“, sondern vielmehr eine von „sowohl als auch“. Wie sich eine Energie, oder auch Ereignis, in unserem Leben auswirkt, hängt in der Tat entscheidend davon ab, wie wir sie beurteilen und auf mögliche Herausforderungen oder auch Wohltaten reagieren und antworten.
Sicherlich kann nicht in Frage gestellt werden, dass es unzählige Vorkommnisses und Ereignisse in unseren Leben gibt, über die wir keine Kontrolle haben. Oft genug nicht einmal über unser Gefühlsebene, falls wir überhaupt wissen, was wir wirklich fühlen. Häufig geben wir vor, gewisse Gefühle zu hegen, weil es uns angemessen in Bezug auf andere erscheint oder weil wir unsere unangenehmen Gefühle lieber verdrängen statt sie wirklich zu fühlen. Dazu gehören vor allem Gefühle wie Scham und Schuld, die von anderen in uns abgelegt wurden.
Werde, was dich am meisten ängstigt
Sehr oft haben wir keine adäquaten Antworten auf solche Gefühle und stellen noch seltener in Frage, ob diese Projektionen tatsächlich gerechtfertigt sind. In solchen Situationen scheinen sie ins Spiel zu kommen diese „Urtypen“. Sie sind diese ursprünglichen Entitäten, die wir nicht sehen, aber erahnen können. Meistens geht dieses Spiel, wenn es schlecht läuft, mit noch mehr Scham- und Schuldgefühlen einher, so dass wir sie weiter verdrängen und sie aus dem „Schatten“ ihr Unwesen mit und in uns treiben. Wie oft fühlt man sich selbst gegenüber befremdet und hat das Gefühl, nicht die eigene Person sei handelnd, sondern eine nicht sichtbare Kraft in uns?
Und doch gibt es auch diese Kräfte in unserem Innern, die uns schützen und helfen wollen, diese „Schattenwesen“ anzuschauen und anzuerkennen. Nun, das kommt uns verdammt bekannt vor. Wie viele Geschichten fallen uns spontan ein, in denen der „Held der Reise“ den Unbilligkeiten und Monstern begegnen und bekämpfen muss, um zu werden, was er oder sie wahrhaftig ist: ein Held oder eine Heldin. über sich selbst.
Und wer hättte es gedacht? Es geht niemlas um die Herausforderungen in der äußeren Welt. Diese ist lediglich ein Sspiegelbild unseres inneren Seinszustandes.
Sich selbst zu überkommen, das ist wohl die schwerste Aufgabe.
Freier Wille oder Schicksal – eine Dichotomy
von Annibale Fontana Italian (vor 1584) / public domain
Die in Bergkristall gearbeitete Szene aus der griechischen Mythologie stellt den Helden Herkules im Kampf mit dem Kentauren Nessus dar. Das Medaillon des Metropolitan Museums gehört zu einer Serie von sechs erhaltenen Bergkristallen, in die Episoden aus der Geschichte des Herkules eingraviert sind.
Die Darstellung dieser Szene kann als Kampf zweiter Archetypen zwischen Gut und Böse interprtiert werden.
Archetypen in der Welt des Mythos
Wenn wir die Welt des Mythos betreten, begegnen wir ihnen, den Urformen, den Archetypen der menschlichen Seele. Vielleicht sogar des Universums, das allumfassenden Seins selbst.
Im Mythos sind sie die Protagonisten, die Geschichte scheiben. Sei es der stärkste Held der Welt, der unter den Fittichen seines Göttervaters seine Herausforderungen meistert. Manchmal treffen wir auf den Gebieter der Meere oder gar auf einen Gott der Unterwelt.
Geschichten gibt es in so vielen Variationen wie es Menschen gibt.Vielleicht noch viel, viel mehr. Geschichten, die noch nicht geschrieben wurden. Oder Erzählungen, die niemand kennt, weil die Helden ihrer individuellen Reise weder besungen noch gepriesen werden. Geschweige denn, dass sie ihre Heldentaten selbst preisen würden.
Die ewig Wiedergeborenen
Auch, wenn wir die Geschichten der Menschheit bisweilen vergessen, finden diese Ausdrucksformen immer wieder den Weg zurück ins menschliche Bewusstsein. Mögen uns die Mythen der „olympischen Götter“ auch nicht vertraut sein, verstehen wir dennoch ihre Botschaften und die zugrundeliegenden Prinzipien.
Sie stehen sozusagen in neuem Gewande wieder auf und passen sich dem kulturellen Ausdruck einer Gesellschaft an. Als Beispiele sollen hier die filmischen Werke wie „Star Wars“ sowie die Marvel Reihen von „Thor“- oder „Loki“-dienen, die ein Ausdruck dieser Prinzipien in unserer modernen westlichen Kultur darstellen. Der wohl berühmteste „moderne“ Mythos dürfte wohl die Trilogie des „Herrn der Ringe“ von J. R. R. Tolkien sein.
Wir sind diese einsamen Helden auf der Reise zur Individuation, wie Carl Gustav Jung die Heldenreise nannte. Durch den Mythos sprechen diese Archetypen zu uns, manchmal auch durch uns. Wir identifizieren oder bewundern sie oder aber verweigern ihnen unsere Anerkennung. Diesen Helden unserer eigenen Geschichte.
Der Mythos bildet die Brücke zwischen menschlichem Bewusstsein und den spirituellen Formen, transpersonalen Werten oder Haltungen des Numinosen. Die Bilder der Göttlichkeit werden auf diese Weise mit denen der Menschheit verbunden.
Archetypen als symbolische Erscheinungsform
Die Natur selbst ist eine Ausdrucksform dieser un-fassbaren, aber wirksamen Energien. Steine, Metalle, Pflanzen oder „Himmels“Orte, vor allem „Sterne“, wurden mit Göttern, Engeln und Dämonen, Naturwesenheiten oder geistigen, für den Menschen nicht sichtbare Entitäten in Verbindung gebracht.
In der antiken Astrologie symbolisierten die Planeten die „Sterne der Götter“. Die Planeten dienen als Erscheinungsform durch die die Archetypen zu uns sprechen. Rituale können zutiefst archetypisch geprägt sein. Sollen sie doch die Verbidnung herstellen zwischen dem nicht Sichtbaren des Überpersönlichen hin zur Welt der Materie, um sich auf verschiedenste Weise zu manifestieren.
Zahlen, geometrische und abstrakte Formen finden ihren Ausdruck in archetypischen Prinzipien. Unsere animalischen Freunde dienen ihnen, um uns als Schmettterlinge oder Drachen in unseren Träumen zu begegnen.
In vielen Fällen begegnen sie uns als Jungsche „Synchronizitäten“. Eine Synchronizität ist ein scheinbar zufällig auftretendes Ereignis, das jedoch für den Beobachter eine Bedeutung beinhaltet.
Das Un-fassbare begreifen
Carl Gustav Jung formulierte den Archetyp als ein prägendes Prinzip oder Muster, das zwar unser Verhalten und unsere Ideen formt, aber an und für sich, also in seiner reinsten Form, weder sichtbar noch begreifbar für uns ist.
Archetypen sind etwas nicht Fassbares, das der Welt der Ideen entspringt. Sie sind lediglich geworfene „Schatten“ in Form von Symbolen oder Mustern, die eine universelle Qualität haben und Bestandteil der gesamten Menschheitsgeschichte sind.
Wir erfahren sie lediglich als Projektionen oder Schatten, die auf die Leinwand unseres Bewusstseins geworfen werden, um das Höhlengleichnis von Plato zu bemühen. Und in der Tat, scheint Plato die ursprüngliche Quelle zu sein, in welcher das Konzept oder die Idee vom Archetypus formuliert wurde.
Aufbruch ins Unbekannte
Die Grundidee des Archetypus bleibt also immer dieselbe, wenn auch in unterschiedlichen Facetten und Ausdruckformen. Nebenbei bemerkt, soll der Archetypus des Tricksters die älteste bekannte Ausdrucksform eines Archetypus darstellen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Auf der persönlichen Ebene ist die archetypische Reise der Aufbruch ins Unbekannte. Was bedeutet es, wenn wir das bekannte Terrain verlassen? Sei es sprichwörtlich, psychologisch oder spirituell. Wohin wird uns unsere Reise führen und wem oder was werden wir begegnen? Wer werden wir am Ende unserer Reise sein?
Wir sind nicht allein auf unserer Reise, auch wenn es sich so anfühlen mag. Jeder Einzelne muss seinen eigenen Weg finden, um seine Abenteuer zu bestehen. Und doch sind wir alle auf der Reise zum selben Ziel. Viele Wege führen nach Rom.
Und wenn es manchmal hoffnungslos scheint und wir aufgeben wollen, dann taucht plötzlich aus dem Nichts die helfende Hand in Form eines Archetyps auf, um uns ein Stück des Weges zu begleiten und zu unterstützen. Archetypen sind allgegenwärtig – in welcher Form auch immer.
Das kollktive Unbewusste
Die Heimat der Archetypen ist das kollektive Unbewusste, wie Carl Gustav Jung diesen Raum nannte. Es ist das tiefe Meer archetypischer und mythologischer Bilder, die die Menschheit verbinden. Sprechen wir über Artemis, Cù Chúlainn oder Saturn, dann „leben“ all diese Formen in gewisser Weise im oder kommen aus dem kollektiven Unbewussten. Sie sind Teil der Geschichte der Menschheit und gehören nicht zu einem Individuum, auch wenn sie für den Einzelnen eine individuelle Bedeutung oder Botschaft haben mögen. Das kollektive Unbewusste ist der Ort, an dem diese großen, prägenden oder strukturellen Muster des Lebens, die Archetypen, leben oder ihren Ursprung haben.
Nicht zu vergessen sind unsere Träume, die nur durch einen dünnen Vorhang von diesem kollektiven unbewussten Meer getrennt zu sein scheinen. Die Sprache unserer Träume ist mythologisch und erscheint uns bisweilen rätselhaft. Doch, wenn wir die Sprache der Mythologie zu verstehen lernen, öffnet sich das Tor zu neuen, unbekannten Welten. Wenn wir diese Welten betreten sind wir Gäste im Reich der Archetypen und sie geben uns Einblicke in die allumfassenden Gesetze des Lebens.
die Kunst ist die spielwiese archetypischer ideen!
Fazit
Archetypen
- sind ein prägendes Prinzip oder Muster, das unser Verhalten und Ideen formt, aber weder sichtbar noch be-greifbar ist
- sind Teil der Geschichte der Menschheit und gehören nicht zu einem Individuum, auch wenn sie für den Einzelnen eine individuelle Bedeutung oder Botschaft haben mögen
- manifestieren sich uf vielfältige Weise in der Kunst, in der Natur, in unseren Träumen, Imaginationen usw.
- sprechen die Sprache des Mythos,. Wenn wr sie verstehen, haben wir einen verständlicheren Zugangg zu unseren Träumen
- sind zahlreich vertreten. Die bekanntesten Vertreter sind der Trickster, der Krieger, der Held, der verwundete Heiler, der oder die Weise, das Kind uvm.
- „beheimaten“ das kollektive Unbewusste, der Ort, an dem diese großen, prägenden oder strukturellen Muster des Lebens, die Archetypen, leben oder ihren Ursprung haben
- sind allgegenwärtig – in welcher Form auch immer
- sind kein Woo-Woo. Sie sind die naturgewaltigen Kräfte selbst. Wenn sie Besittz von uns ergreifen, sollten wir auf der Hut sein, denn wir könnten uns in ihnen verlieren.
Das zugrundeliegende Deutungsprinzip ist Bewusstsein. Denn in erster Linie ist die Wirklichkeit bewusst, lebendig, beziehungsfähig und interaktiv, kommunikativ, lebendig und empfindungsfähig. Wenn wir also Herz, Ohren und Augen offenhalten, dann können wir sie hören, die „Gottheiten“, die uns rufen und zu uns sprechen. Mögen sie wohltuend oder auch herausfordernd sein diese unfassbaren Wesenheiten.
Mag es uns manchmal auch erscheinen, als seien wir allein auf unserer Heldenreise, auf unserer Reise zu uns selbst oder zur Individuation, wie Carl Gustav Jung die Reise nannte, so trügt der Schein. Wir sind alle auf derselben Reise unterwegs zum selben Ziel nur auf unterschiedlichen Wegen und jeder in seinem eigenen Tempo. Diese Wege sind so zahlreich wie es Sterne im Universum gibt.
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